Projektstory
«Ich bin Limmattalerin»
Die Gemeinde Neuenhof entdeckt die Limmat und ihre Ufer neu. Susanne Voser ist Gemeindeammann von Neuenhof und betont, wie wichtig attraktive Freiräume für das Zusammenleben sind.
Frau Voser, Neuenhof liegt an einem See. Doch kaum jemand weiss davon.
Es stimmt, ausserhalb der Gemeindegrenzen wissen die wenigsten, dass wir direkten Seeanschluss haben. Unser Stausee ist übrigens der einzige See im Limmattal. Wer via Google-Maps oder auf einer Karte das Limmattal betrachtet, der erkennt den Stausee sofort.
Auf der einen Seite Wasser, auf der anderen Seite Wald. Neuenhof macht Naturerlebnisse leicht möglich.
Das Waldgebiet am Rüsler bietet sich für Ausflüge und Spaziergänge an. Wer Erholung sucht, findet sie dort uneingeschränkt. Den Fluss- und Seeraum wollen wir nun stärker in den Vordergrund rücken. Er wurde bislang zu stiefmütterlich behandelt.
Sie sprechen das Projekt Neuenhof am See an.
Richtig. Wo Menschen auf engem Raum zusammenwohnen, gewinnen attraktive Freiräume noch mehr an Bedeutung. Das haben wir in Neuenhof erkannt und setzen diese Erkenntnis mit diesem Projekt um. Wir schaffen neuen Lebensraum für alle Einwohnerinnen und Einwohner von Neuenhof. Die Idee dazu entstand 2015. Der See und die Limmat bieten sich an, das Wasser neu zu entdecken. Und wir sind in der ausserordentlichen Lage, dass wir auf unserem Gemeindegebiet genügend Stellen mit direktem Zugang zum Wasser haben. Das ist ein Riesenvorteil.
Wie wertet man einen solchen Raum auf?
Im Vordergrund steht das Naturerlebnis. Und die Menschen müssen sich dort gerne aufhalten. Das ist das Wichtigste. Bei jeder Massnahme darf man zudem die Nachhaltigkeit nicht aus den Augen verlieren. In einer ersten Etappe werten wir eine Uferlandschaft im Ortsteil Webermühle auf. Die Idee ist, später ein Naturbad einzurichten. Eine andere Idee will den Zugang zum Wasser spezifisch verbessern und Feuerstellen mit Verweilmöglichkeiten realisieren.
Soll das Projekt auch Nicht-Ortsansässige ansprechen?
Klar. Neuenhof zeigt, dass man im dicht besiedelten Limmattal Natur und Erlebnis vor der Tür findet. In der Webermühle wird man am Ufer der Halbinsel das Wasser geniessen können und Vogelgezwitscher hören. Und das wenige Minuten von der Autobahn und der S-Bahn-Station entfernt. Das wird das Bild des Limmattals mit verändern.
Das Projekt ist Teil der Regionalen 2025. Was zeichnet die Projektschau aus?
Die Regionale 2025 hebt sozusagen die Grenzen zwischen den beteiligten Gemeinden und Städten des Limmattals sowie den Kantonen Aargau und Zürich auf. Wir sitzen alle im selben Boot. Die zwei Kantone arbeiten gemeinsam mit den Gemeinden und Städten an einer gemeinsamen Sache: an der Zukunft des Limmattals – und damit an unser aller Zukunft. Das bewirkt die Regionale 2025. Und Neuenhof will diesen Prozess mitgestalten!
Wie nehmen Sie den Einfluss der Regionalen 2025 wahr?
Bei der Regionalen 2025 arbeiten zum einen Personen, die nicht nur reden, sondern handeln. Darin liegt eine ihrer grossen Stärken. Die Regionale 2025 tut etwas: Sie setzt um! Auf Worte folgen Taten.
Und zum anderen?
Neuenhof ist vergleichsweise eine kleine Gemeinde. Aber unsere Bedürfnisse werden erkannt. Wir finden bei der Regionalen 2025 die Unterstützung, die wir uns wünschen, um unsere Ideen umzusetzen.
Was heisst das konkret?
Die Aufwertung des öffentlichen Raums kostet Geld. Als Gemeinde können wir dieses Geld nicht einfach aus dem Ärmel schütteln. Es gibt immer Dringenderes, wofür dieses Geld eingesetzt werden müsste. Die Regionale 2025 hat uns Wege aufgezeigt, wie wir andere Finanzierungsmittel finden können. Sie hat wichtige Türen geöffnet und die nötigen Anträge bearbeitet. Diese passgenaue Unterstützung war entscheidend. Wenn wir in wenigen Wochen das Ergebnis der ersten Etappe unseres Projekts besichtigen können, dann dank dieser Unterstützung der Regionalen 2025.
Die Regionale 2025 arbeitet auf ein Ziel hin – auf die grosse Ausstellung in sieben Jahren. Erweist sich das als Vorteil?
Ja, absolut. Ein klares Ziel wie dieses kommt einer Verpflichtung gleich. Man arbeitet darauf hin. Das fördert die Motivation und macht Energie frei. Darüber hinaus haben wir jetzt sieben Jahre Zeit, um voneinander zu lernen und uns zu verbessern.
Wie meinen Sie das?
Wir können von der Erfahrung lernen, die man bei der Umsetzung der einzelnen Projekte macht. Was lief dort rund? Worauf muss man achten? Welche Fehler sollte man vermeiden? Die Regionale 2025 ist somit auch eine Drehscheibe für Know-how und Erfahrung. Das wird uns voranbringen – und es wird uns verbinden. Davon bin ich felsenfest überzeugt.
Neuenhof nimmt gegenwärtig eine Vorreiterrolle ein: In wenigen Wochen ist die erste Etappe von Neuenhof am See umgesetzt. Sind Sie stolz darauf?
Wir sind die Ersten. Und das macht stolz, keine Frage. Damit ist ein erster wichtiger Schritt getan – für mich, für Neuenhof, aber auch für die Regionale 2025. Jetzt schauen wir, wie die Menschen darauf reagieren. Wie kommt die Aufwertung an? Was machen die Einwohnerinnen und Einwohner der Webermühle daraus? Ich bin gespannt.
Letzte Frage: Sie sind Neuenhoferin. Sind Sie auch Limmattalerin?
Selbstverständlich. Ich bin Limmattalerin.
Erste Etappe:
Die Webermühle ist ein Wohnquartier von Neuenhof. Das Quartier liegt unmittelbar an der Limmat, der Zugang zum Fluss führt über eine Halbinsel. Diese Halbinsel wird nun naturnah umgestaltet. Das Ufer wird abgeflacht und die bestehende Bestockung entfernt. Röhricht (Schilf) wird den Übergang zwischen Land und Wasser prägen. Die Halbinsel soll einladen, das Limmatufer zu nutzen.
12. April 2018
Zur Person
Susanne Voser war von 2012 bis 2019 Gemeindeammann von Neuenhof. Die aargauische Gemeinde ist Teil der Region Baden-Wettingen und zählt über 8700 Einwohnerinnen und Einwohner. Die CVP-Politikerin wuchs in Neuenhof auf und lebte anschliessend an verschiedenen Orten im In- und Ausland. Vor neun Jahren kehrte die heute 50-Jährige nach Neuenhof zurück. Susanne Voser sitzt auch im Grossen Rat des Kantons Aargau und bezeichnet sich als grossen Wasserfan. Neuenhof liegt zwischen einem ausgedehnten Waldgebiet und der Limmat samt Stausee. Die Gemeinde ist Initiantin des Projekts Neuenhof am See, eines der Projekte der Regionalen 2025.