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Die Zahl ist beeindruckend: 66’000 Quadratmeter. So gross ist die Fläche des Areals Dunkelhölzli, etwas mehr als neun Fussballfelder. Im Endzustand wird das Areal einen Park umfassen sowie mehrere grosszügige Grünflächen. Diese sollen vielfältig genutzt werden, etwa für das gemeinschaftliche Gärtnern, für Familiengärten oder andere naturnahe Nutzungsmöglichkeiten. Das Areal liegt am Westrand von Zürich-Altstetten – sprich im Limmattal – und ist verkehrstechnisch gut erschlossen. Mit der Neugestaltung schafft die Stadt Zürich einen Grünraum, in dem das soziale Miteinander sowie die Biodiversität gefördert werden. So heisst es offiziell. Das bedeutet: Mensch und Natur finden im «Dunkelhölzli» zueinander. Das klingt kitschig, trifft es aber recht gut.

«Ich spreche von einem Vorreiterprojekt», sagt Christine Bartholdi. Die Projektleiterin der Stadt Zürich treibt das Vorhaben seit zehn Jahren voran. «Die Flächen, die wir zur Verfügung haben, sind gross. Auf dem Areal wird man gärtnern können, das ist klar, andererseits werden Schulkinder die Natur erkunden. Man wird auf Anwohnende treffen, die im Schatten der Bäume entspannen, oder auf Eltern, die mit ihren Kindern den Park entdecken. Kurz gesagt: Im ‹Dunkelhölzli› wird vieles möglich sein.»

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Ende Januar haben die Bauarbeiten begonnen, wobei es zurzeit um Rodungen und das Legen von Baupisten geht. «Wir verwenden viel Sorgfalt darauf, da wir die Böden schonen möchten. Zudem sind wir vom Wetter abhängig. Es ist ein langsamer Start, doch wir kommen planmässig voran. Sind diese Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen, beginnt die Renaturierung der Bachläufe. Die Bäche werden ein wesentliches Gestaltungselement des ‹Dunkelhölzli› darstellen. Darauf freue ich mich ganz besonders.»

Gärten sind beliebt
März 2020: Der Bundesrat rief die ausserordentliche Lage aus. Das öffentliche Leben wurde wegen der Coronapandemie stark eingeschränkt und die Mehrheit der Bevölkerung hielt sich ohne viele Direktkontakte zu Hause auf. Als Reaktion darauf verspürten nicht wenige eine Sehnsucht nach Grünräumen. Das Durchatmen im Grünen entwickelte sich zu einem Grossbedürfnis.

«Seit ‹Corona› ist dieses Bedürfnis, namentlich das Interesse an Familiengärten, ungebrochen gross», so Bartholdi. «Das Angebot nimmt durch die Bautätigkeit jedoch laufend ab, vor allem in den Städten. Es werden teilweise lange Wartelisten geführt, da es viele Interessenten gibt. Vor diesem Hintergrund ist das Angebot im künftigen ‹Dunkelhölzli› sehr willkommen. Auch deshalb, weil insbesondere das Gemeinschaftsgärtnern die Chance bietet, das Gärtnern auszuprobieren. Es stellt sich rasch heraus, ob es tatsächlich etwas für einen ist und als Hobby infrage kommt.»

Um im «Dunkelhölzli» der Lust zu frönen, den Boden mit den eigenen Händen zu bearbeiten, muss man einem Verein beitreten. «Die für das Gärtnern reservierten Flächen werden von Vereinen gepachtet. Diese Vereine haben die Möglichkeit, die Gartenfelder zu gestalten und verschiedene Formen des Gärtnerns zu definieren.»

Ein Verein, der das im Rahmen eines Pilotprojekts bereits tut, ist der Verein Grünhölzli. Aktuell steht ihm eine Gartenfläche von 6’000 Quadratmetern zur Verfügung. Auf einem Teil dieser Fläche finden Gemeinschaftsprojekte statt. Die restlichen Flächen sind für das individuelle Gärtnern reserviert, sie werden von Familien, Gartengemeinschaften oder Einzelpersonen bewirtschaftet.

Cornelia Staffelbach ist Co-Präsidentin des Vereins. Sie sagt: «Wir arbeiten in unserem Gartenkollektiv mit einem hohen Grad an Eigenverantwortung und Selbstorganisation. Die Beteiligten sind dazu eingeladen, mitzudenken und an der gemeinsamen Infrastruktur und an Veranstaltungen mitzuarbeiten.»

Für die ehemalige Szenografin – sie ist seit einem Jahr pensioniert – ist das eine Selbstverständlichkeit. Auch weil sie sich bewusst für grüne Themen einsetzt: «Mir ist es wichtig, zu wissen, woher das Gemüse kommt, das ich koche. Die Förderung einer zukunftsfähigen Ernährung ist mir ein besonderes Anliegen. Ebenso liegt mir die Stärkung unserer Gemeinschaft am Herzen.»

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum sie das «Dunkelhölzli» schätzt: «Ich komme oft mit Anwohnerinnen und Anwohnern ins Gespräch, die an unseren Gärten vorbeispazieren. Diesen persönlichen Austausch finde ich belebend. Bei uns gibt es praktisch keine Zäune, unsere Gärten sind offen und durchlässig. Wir grenzen uns nicht ab, sondern wollen das Nebeneinander unterschiedlicher Bedürfnisse, die mit einem solchen Grünraum verbunden sind, bewusst erfahren.»

Der Verein zählt zurzeit 120 Mitglieder. «Wir sind deutlich mehr, wenn man Partnerinnen und Freunde mit einbezieht. Viele kommen aus dem Quartier, darunter zahlreiche Familien. Auch junge Erwachsene sind dabei; sie betreuen ihre Gärten in kleinen Gruppen, wobei man einander mit Wissen, Erfahrung und Tatkraft unterstützt.» Das sei das Schöne am Gemeinschaftsgärtnern, so Staffelbach. «Ist jemand verhindert oder in den Ferien, findet sich immer eine Person, die ein Auge auf den eigenen Gartenbereich wirft.»

Fünfmal im Jahr organisiert der Verein einen sogenannten Aktionstag. «Wir kümmern uns dann um die Infrastruktur und reinigen Werkzeuge und Gerätschaften. Jeder Aktionstag ist eine Gelegenheit, den Zusammenhalt im Verein zu pflegen. Das Soziale ist ein zentraler Pfeiler unseres Vereinslebens.»

Dieser soziale Aspekt zeigt sich auch anders: «Regelmässig besuchen uns Schulklassen. Die Kinder erforschen die Natur und ihre ‹Bewohner› und gewinnen soziale und ökologische Kompetenzen. Dank uns ist das ‹Dunkelhölzli› auch ein Lernort.» Zu diesem Bildungsangebot zählen auch Kurse und Workshops, da einzelne Vereinsmitglieder ihr Know-how gerne weitergeben. «Wir teilen unser Wissen über die biologische Produktion, die Samenzucht und die genussvolle Verarbeitung.»

Zugleich leistet der Verein Integrationsarbeit: «Personen aus Organisationen wie dem Hilfswerk HEKS und der AOZ machen ebenfalls bei uns mit. Das unterstreicht unser Bestreben, ein Ort des Zusammenkommens und der gesellschaftlichen Teilhabe zu sein.»

Lebendiger Raum für alle
Ein weiteres entscheidendes Element des «Dunkelhölzli» sind die Gewächshäuser einer ehemaligen Gärtnerei. Seit 2020 gehören sie der Stadt Zürich. Der Plan ist, sie in die Gesamtkonzeption des neuen Gartenareals einzubinden. Zwei dieser Glasbauten zeigen bereits heute, wie das geht. Der Verein Grünhölzli nutzt sie sowohl für die Setzlingsanzucht als auch als Treffpunkt, Werkstatt und Lagerraum. Auch eine Küche wurde eingerichtet, sodass das produzierte Gemüse direkt vor Ort eingemacht wird.

«Für uns ist das ideal», sagt Cornelia Staffelbach. «Alles, was wir für das Arbeiten im Garten benötigen, befindet sich zentral an einem Ort. Wir brauchen auf den Gartenfeldern keine zusätzlichen Bauten. So bleibt mehr Grün auf den Gartenflächen, was ja das Entscheidende ist.»

Gegenwärtig wird ein Konzept für die künftige Nutzung der Gewächshäuser erarbeitet. «Wir denken dabei in viele Richtungen», sagt Christine Bartholdi. «Wichtig ist uns, dass wir das Konzept unter Mitwirkung der Quartierbevölkerung und aller anderen Akteurinnen und Akteure entwickeln. Wir schreiben Partizipation gross.» Das sei übrigens ein Anliegen, das im Zuge der Teilnahme des Projekts an der Regionale 2025 gewachsen sei, so die Projektleiterin der Stadt Zürich. «Das Thema Mitwirkung wurde von der Regionale 2025 von Beginn an betont.»

Was sich hinsichtlich der Nutzung der Gewächshäuser abzeichnet, ist eine Art Zentrum der Begegnung. «In den Gewächshäusern könnten Aus- und Weiterbildungskurse für das Gärtnern angeboten werden, just so, wie es der Verein Grünhölzli bereits tut. Oder aber ein Verein richtet eine Ausstellung aus oder lädt zu einer Feier ein. Wie gesagt: Möglich ist vieles. Die einzige Voraussetzung ist: Das Angebot muss die Bedürfnisse der Quartierbevölkerung und der Natur berücksichtigen.»

Ende 2025 sind die Arbeiten an den Bachläufen und Verbindungswegen voraussichtlich abgeschlossen. Im Frühjahr 2026 startet die zweite Bauphase. Im Fokus stehen dann die Pflanzenarbeiten. «Die Grünfelder werden schrittweise an die Pächterinnen und Pächter übergeben, da wir gewisse Böden rekultivieren müssen. Ende 2027 wird auch diese Phase abgeschlossen sein», so Bartholdi.

Parallel dazu wird ein weiterer, zweijähriger Pilotbetrieb beginnen. «Wir möchten herausfinden, was in den Gewächshäusern tatsächlich funktioniert und sich mit dem Gärtnern und der Parknutzung verträgt. Dafür ist dieser Pilotbetrieb angedacht und dessen Ergebnisse werden das Betriebskonzept der Häuser bestimmen.»

Fest steht schon: Das definitive Betriebskonzept wird für neue Bedürfnisse offen bleiben müssen. «Das ist ein Kernpunkt. Niemand weiss heute, welche Nutzungsideen in einigen Jahren im Vordergrund stehen. Das ‹Dunkelhölzli› wird ein wandelbarer Ort bleiben.»

Wandelbar ist das Limmattal von jeher. Es nimmt gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen auf wie ein Schwamm. Das Gartenareal Dunkelhölzli entsteht folglich am richtigen Ort.

«Mit dem Areal nimmt die Stadt Zürich eine Pionierrolle ein», ist Cornelia Staffelbach überzeugt. «Andere Städte werden von den Erfahrungen profitieren, die wir hier sammeln. Wir wissen um diese Vorbildfunktion, die weit über die Region hinausgeht, und nehmen sie ernst. Urbanes Leben braucht sowohl Grünräume als auch Freiräume, die von den Menschen genutzt und gestaltet werden. Hier werden Kreativität und Gemeinschaft gelebt.»

Es ist kein Zufall, dass das Projekt Teil der Regionale 2025 ist.