Regionale 2025

Projektschau

Limmattal

PLAY!

4 Städte, 12 Gemeinden, 2 Kantone – vereint und gemeinsam.

Neue Ideen für Gesellschaft, Raum und Kultur.

Wegweisende Projekte für ein vernetztes Limmattal.

Eine Plattform für Menschen, die das Limmattal gestalten.

Impulsgeberin und Motor für die Region.

Projektstory

Visitenkarte fürs Quartier

Silvan Durscher ist für die Stadt Zürich tätig. Unter seiner Leitung entsteht zurzeit der «Park am Wasser» in Zürich-Höngg. Die grüne Anlage besitzt Modellcharakter.


Herr Durscher, freut sich die Höngger Bevölkerung auf den neuen Park?
Die Mehrheit der Personen, mit denen ich Kontakt hatte, zeigte grosses Interesse daran. Viele sind gespannt auf das, was da kommt. Viele fragen sich auch, ob und wie der Park das Quartierleben bereichern wird.

Sind Sie auch gespannt?
O ja. Den Park aus Visualisierungen und Plänen zu kennen, ist das eine. Etwas anderes ist es, den Park in der Realität zu erleben. Kommenden Sommer ist es so weit. Die Bauarbeiten haben im November 2021 begonnen, im Juli 2022 sind sie abgeschlossen.

Die Anfänge des Projekts reichen etwas zurück. Der Gestaltungswettbewerb wurde 2012 entschieden und ging an das Landschaftsarchitekturbüro «Kollektiv Nordost». Erst zehn Jahre später wird das Projekt umgesetzt. Wieso dauerte es so lange?
Die Realisierung wurde von der Bauherrin, der Stadt Zürich, zurückgestellt. Andere Projekte hatten Priorität. Es fehlten ausserdem die personellen Ressourcen. 2019 nahm man das Projekt wieder auf. In der Zwischenzeit hatte man trotzdem wichtige Abklärungen vorgenommen. Wer in der Nähe von Gewässern baut, muss etliche Vorgaben und Auflagen berücksichtigen. Eine sorgfältige Planung zahlt sich aus. Spätere Überraschungen können so weitgehend ausgeräumt werden.

Rechnete das Büro «Kollektiv Nordost» noch mit der Umsetzung des Parks?
(schmunzelt) Ich glaube schon. Die zwei Landschaftsarchitekten Roman Häne und Silvio Spieler waren jedenfalls froh, dass die Wartezeit ein Ende fand. Der «Park am Wasser» stellt ihr erstes gemeinsames Projekt als «Kollektiv Nordost» dar. Zwischenzeitlich konnten sie andere Projekte erfolgreich umsetzen.

Was zeichnet den Park aus?
Grundsätzlich gilt: Es handelt sich um einen Quartierpark. Er wertet das Quartier auf, das unterversorgt ist mit grünen Freiflächen. Der Park hat die Grösse eines Fussballfelds. Begrenzt wird er auf der einen Seite von der Limmat, auf der anderen Seite von einer stark befahrenen Strasse. Zentrales Parkelement bilden fünf sogenannte Gartenzimmer. In den Park mündet auch der beliebte Kloster-Fahr-Weg, der die Stadt Zürich mit dem Limmattal verbindet. Das eindrückliche Ufergehölz im Gebiet des neuen Parks bleibt weitgehend bestehen. Das zweite zentrale Parkelement umfasst eine Holzplattform, von der aus die Limmat überblickt werden kann. Es wird ausserdem einen Frischwasserbrunnen geben im Park und wir pflanzen neue Bäume an.

Wer soll den Park künftig nutzen?
Im Vordergrund steht die Quartierbevölkerung, insbesondere die Anwohnerinnen und Anwohner. An den Park grenzen eine Schule, ein Kindergarten und Gewerbe an. Kinder, Lehrerinnen, Eltern und Arbeitnehmer werden den Park ebenfalls nutzen. Das Ziel ist aber klar: Der Park soll ein ruhiger Ort für alle sein. Er soll Begegnung und Erholung am Wasser und im Grünen ermöglichen. Grillstellen oder Ähnliches sind nicht vorgesehen.

Die Gartenzimmer sind ein Novum für die Stadt Zürich. Ihnen kommt Modellcharakter zu. Worum geht es da?
Im Park entstehen fünf mit Hecken umgrenzte Flächen. Jede dieser Flächen ist durch ein Gartentor zugänglich und somit vom Rest des Parks abgetrennt. Wir nennen diese Grünflächen Gartenzimmer. Jedes Gartenzimmer wird verpachtet, und zwar an Gruppen oder Vereine aus dem Quartier. Letztere entscheiden über deren Nutzen und Gestaltung mit. Wir stellen einzig einen Wasseranschluss und eine Gartenkiste für Werkzeug. Wir übernehmen zudem die Gestaltung des Bodens.

Die Stadt Zürich spricht von einem halböffentlichen Parkbereich.
Richtig. Jedes Gartenzimmer ist halböffentlich. Die Nutzung und die Gestaltung werden wie gesagt von der Pächterin oder dem Pächter bestimmt. Da das Gartentor nicht abgeschlossen werden kann, dürfen alle Besucherinnen und Besucher des Parks in das Gartenzimmer eintreten und sich dort aufhalten.

Illustrieren Sie uns das an einem Beispiel.
Die Schule «Am Wasser» hat eines der fünf Gartenzimmer gepachtet und macht daraus ein Aussenschulzimmer. Bei schönem Wetter wird es möglich sein, dort Schullektionen zu halten. Die Kinder können an Themen wie Biologie, Ökologie oder Gärtnern herangeführt werden. Wird das Zimmer von der Schule gerade nicht genutzt, können sich dort andere Personen aufhalten.

Überschneidungen sind da vorprogrammiert. Gibt es hierzu Regeln?
Nein, wir haben absichtlich auf Regeln verzichtet. Es gelten die üblichen Verordnungen und Gesetze wie in anderen Pärken. Wir setzen auf das klärende Gespräch und sind überzeugt, dass die Besucherinnen und Besucher des Parks verstehen, dass die Schule Vorrang hat in der Nutzung ihres Gartenzimmers.

Geben Sie uns noch ein zweites Beispiel.
Ein anderes Gartenzimmer wird in ein Lesezimmer umgewandelt. Es wurde von der «Werner Wollenberger Stiftung» gepachtet, die direkt neben dem Park zu Hause ist. Ein multifunktionaler Tisch wird in dieses Zimmer gestellt. Es soll zum Lesen, Schreiben, Diskutieren oder Spielen einladen. Kleine Kulturveranstaltungen sind ebenfalls vorgesehen.

Wie gross war das Interesse an den Gartenzimmern?
Wir hatten keine Probleme, die fünf Gartenzimmer zu verpachten. An die erste Informationsveranstaltung kamen mehr als fünfzig Personen. Einigen Interessenten mussten wir eine Absage erteilen.

Sind die Pachtverträge zeitlich befristet?
Nein, zeitlich sind sie unbefristet mit einer Kündigungsfrist von sechs Monaten. Diese Kontinuität hilft uns. Wir möchten verstehen, wie das Nebeneinander von öffentlichem und halböffentlichem Parkraum funktioniert. Wir merken, dass viele Personen ein starkes Bedürfnis haben, im Grünen etwas Sinnvolles zu unternehmen. Das Format Gartenzimmer kann eine Antwort auf dieses Bedürfnis sein.

Die Leitidee der Gartenzimmer lautet «urbanes, gemeinschaftliches Ausprobieren». Das Projekt «Park am Wasser» setzte auf die Mitwirkung der Quartierbevölkerung. Wie wichtig war der Aspekt der Gemeinschaft?
Er war zentral. Bereits die Gestaltungsidee aus dem Jahr 2012 sah die Gartenzimmer vor mit der Aufforderung, die Quartierbevölkerung einzubinden. Das «gemeinschaftliche Ausprobieren» bezieht sich direkt darauf. Wir haben den Dialog mit der Bevölkerung gesucht und klar strukturiert. Dieser «direkte Draht» hat geholfen, viele Fragen rund um den Park frühzeitig zu klären. Die Quartierbevölkerung wusste schon früh, dass sie die Parkgestaltung auch dank der Gartenzimmer wesentlich mitprägen durfte. Das gab dem Projekt gesamthaft Auftrieb. Jetzt probieren wir das Format Gartenzimmer aus.

Wurden Sie beim Mitwirkungsprozess begleitet?
Ja. In der Landschaftsarchitektur ist es oft so, dass man Mitwirkungsverfahren durchführt. Aber wir sind oft keine Experten darin. Wir wurden vom stadteigenen Büro für Sozialraum und Stadtleben unterstützt. Sie stellten uns ihre Fachexpertise für die Umsetzung von Informations- und Dialogverfahren zur Verfügung. Sie begleiten uns auch weiterhin beim «Park am Wasser».

Würden Sie solche Mitwirkungsverfahren weiterempfehlen?
Auf jeden Fall. Mitwirkung stärkt die Identifikation und führt zu breit abgestützten Entscheidungen. Das hilft, Widerstände abzubauen und neue Ideen zu entwickeln. Der offene Dialog zahlt sich aus.

Könnten andere Projekte der Regionale 2025 von Ihren Erfahrungen profitieren?
Gut möglich. Wir geben diese Erfahrungen gerne weiter.

Was forderte in diesem Zusammenhang besonders heraus?
Die Massnahmen zur Corona-Pandemie führten dazu, dass wir einige Treffen virtuell abhalten mussten. Das hat die Kommunikation und den Austausch in meinen Augen erschwert. Dialogverfahren, die in Präsenz stattfinden, weisen deutliche Vorteile auf. Man ist näher dran an den Menschen, man kann direkter auf Stimmungen und Fragen eingehen.

Waren Lärm und Abfall auch ein Thema?
Lärm und Abfall sind bei jedem Park ein Thema! Ich verstehe die betreffenden Befürchtungen der Anwohnerinnen und Anwohner. Wir konnten transparent aufzeigen, wie wir die Situation beim «Park am Wasser» einschätzen. Aber ja, es wird lauter sein als vorher, das steht ausser Frage. Aber es wird auch grüner und der Park verspricht ein Ort spannender Begegnungen direkt beim Fluss zu werden. Er wird eine tolle Visitenkarte fürs Quartier sein.

Das Projekt

Der «Park am Wasser» befindet sich direkt an der Limmat. Er wertet das Areal «Am Wasser» in Zürich-Höngg auf. Früher stand dort eine Fabrik, in den letzten zwanzig Jahren hat sich das Areal stark gewandelt. Neben der grossen Liege- und Spielwiese des Parks sind auf der 6000 mgrossen Fläche fünf «Gartenzimmer» vorgesehen. Das sind durch Hecken abgetrennte Grünflächen, die eine Grösse von 250 bis 450 maufweisen. Über die Gestaltung und Nutzung dieser Gartenzimmer hat die Quartierbevölkerung mitentschieden. Eine Holzplattform am Rand des Parks bietet freie Sicht auf die Limmat. Der Fluss ist über zwei kleine Zugänge erreichbar. Im ganzen Park werden neue Bäume gesetzt und bekieste Spazierwege verbinden die verschiedenen Parkelemente. Der Park wird Mitte September 2022 im Rahmen der Zwischenschau 2022 der Regionale 2025 feierlich eröffnet. Das Projekt besitzt den Status «ausgewählt» und ist somit Teil der grossen Projektschau im Jahr 2025.

Noch mehr Visualisierungen des Parks sind hier zu finden.

Landschaftsarchitekturbüro Nordost: https://kollektivnordost.ch

Die Person

Silvan Durscher ist Projektleiter von Grün Stadt Zürich, einer Abteilung des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements der Stadt Zürich. Grün Stadt Zürich plant und unterhält die Natur- und Grünflächen der Stadt. Silvan Durscher ist Landschaftsarchitekt und verantwortet die Umsetzung des neuen Parks.

www.stadt-zuerich.ch/gsz